Interessant ist der Hinweis auf eine Inschrift, die auf der alten, gotischen Kugel angebracht war. Demnach hatte der Augsburger Goldschmied Jörg Zorer am 22. Juni 1515 diesen Knopf vergoldet. Durch die Maße der Kugel und jüngere, historische Notizen (Chronik Pauls von Stetten) verleitet, vermuteten die Bausachverständigen, dass es sich hier um den ebenfalls 1515 durch Zorer gefertigten Turmknopf am Lueginsland handle. Dieser Turm wurde bereits 1532 abgetragen, dessen Kugel hätte danach für den neuen Rathausbau Verwendung gefunden.
Wahrscheinlicher ist jedoch, dass Holl für seinen Neubau des Rathauses jene goldene Kugel verwendete, die einst den zierlichen Turm des gotischen Rathauses bekrönte (siehe Abb. des Rathaus-Modells). Das im 13. Jahrhundert erstmals erwähnte, im Jahr 1385 in Stein errichtete Rathaus erfuhr in den Jahren 15101516 größere Umbauten. Dabei wurde, wie u. a. die zeitgenössische Chronik des Wilhelm Rem schildert, im Jahr 1516 auch der thuren am Rathaus erhöchert, da die stundglogken inen hangt. Neben dem Werkmeister Jakob Zwitzel war auch der Goldschmied Jörg Zorer an diesem Umbau beteiligt. Für das Vergolden einer neuen Rathausuhr und den knopff aupf dem thurnlin doselbs belohnten ihn die Baumeister am 2. August 1516 mit 65 Gulden, als Materialkosten sind für diese Arbeit 106 Dukaten belegt.
Die goldene Kugel des alten und somit auch neuen Augsburger Rathauses fiel wie der größte Teil der historischen Stadt im 2. Weltkrieg den Flammen des Bombenangriffs vom 25./26. Februar 1944 zum Opfer. Die Turmknopfurkunde und ihr Behälter überstanden dieses Inferno jedoch nahezu unversehrt. Sie wurden bei den Aufräumarbeiten im Rathaus gefunden und am 6. März 1944 von Wachtmeister Andreas Miller an die Stadtverwaltung abgegeben.