Projekt: Dr. Renate Weggel (Gymnasium bei St. Anna)
Materialien: Stadtarchiv Augsburg
Einleitung
a) Hinweise zur Benutzung dieser Materialien
Bei dem hier vorliegenden Projekt handelt es sich um Vorschläge, wie Schüler der Jahrgangsstufen 9 bzw. der Kollegstufe (alter Lehrplan) des Gymnasiums an die Arbeit mit Archivalien vor Ort herangeführt werden können.
Das Thema "Alltag im 1. Weltkrieg" eignet sich dafür aus drei Gründen:
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kann daran gezeigt werden, wie stark dieser Krieg jeden Einzelnen betraf, obwohl Deutschland nicht Kriegsschauplatz war.
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lassen sich hier bereits einige Tendenzen nationalistischer Art erkennen bis hin zum offenen Antisemitismus, die im Dritten Reich nur wieder aufgegriffen werden mussten. Dasselbe gilt auch für die Art der Sammlungen.
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sind die hier aufgeführten Materialien eher plakativ und sprechen die Schüler daher direkt an.
b) Zu den Quellen des Stadtarchivs
Der Aktenbestand Kommunalverband' des Stadtarchivs Augsburg, dem die folgenden Materialien entnommen sind, bietet eine Fülle von Informationen über die Begleitumstände des 1. Weltkriegs im weitesten Sinn. Einiges ist (noch) handschriftlich, aber vor allem die offiziellen Dokumente sind maschinenschriftlich und damit auch Schülern leicht zugänglich. Interessanter als die Erlasse, Verordnungen und Anweisungen amtlicher Stellen aus Bayern oder dem Reich sind jedoch die vielen Zeitungen, Werbeplakate, Postkarten, Lebensmittelmarken, Festprogramme (oft mit Lied- und Gedichttexten) etc., die in den Aktenbänden enthalten sind und in wenigen ausgewählten Beispielen hier wiedergegeben werden.
Zusätzlich zu den Akten findet sich in der Amtsbücherei zum einen eine Festschrift zum 50jährigen Jubiläum der freiwilligen Sanitätskolonne des Roten Kreuzes Augsburg aus dem Jahr 1926 (I 13 1579) mit Berichten der mobilen Einsatzzüge 4 und 5 über ihren Einsatz in Frankreich. Zum anderen gibt es die Tagebuchblätter einer Augsburgerin aus dem Kriegsjahr 1914 (Verfasserin Marie Reiser-Doerzapf). Die Schrift ist ziemlich schwer zu lesen, doch bietet das Tagebuch viele Einzelheiten.
c) Zu den Einsatzmöglichkeiten der Archivalien im Unterricht
Wie in jedem anderen Archiv auch setzt die Arbeit mit Originalquellen zunächst die Auswahl durch die Lehrkraft voraus. Eine Vorstrukturierung des Materials ist ebenfalls unerlässlich!
Auf der Basis der von mir eingesehenen Akten lassen sich mehrere Schwerpunkte setzen:
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Die Entwicklung der Lebensmittelversorgung durch die gesamten Kriegsjahre (11+13)
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Die Unterbringung und Versorgung der Kriegsgefangenen samt den damit verbundenen Problemen (357)
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Die Wohltätigkeitsveranstaltungen zugunsten der Soldaten (437, 438)
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Die Liebesgaben für die Soldaten sowie die verordneten Sammlungen der unterschiedlichsten Dinge (354, 438, 431, 120, 130, 131, 199 und 210)
Empfehlenswert für den Einsatz im Unterricht sind die Nummern 354, 437 und 438 wegen der zahlreichen Plakate, Festprogramme etc.
Generell ist zu jedoch bemerken, dass sich die meisten dieser Akten auf zu verallgemeinernde Aspekte des Alltags im Krieg beziehen. Spezielle Augsburger Stadtgeschichte lässt sich nur anhand weniger Dokumenten erschließen. Daher können auch Schüler von Schulen außerhalb Augsburgs gut mit diesen Materialien arbeiten.
d) Zu Intention der Unterrichtmaterialien
Natürlich musste hier eine sehr subjektive Auswahl getroffen werden, die hauptsächlich einige Highlights' anschaulicher Art aus dem Aktenbestand präsentiert und damit Appetit machen soll auf die Beschäftigung mit Archivalien, die nicht nur aus trockenen Fakten und amtlichen Verlautbarungen bestehen. Damit lässt sich selbstverständlich nicht der gesamte Alltag eines Augsburgers nachvollziehen. Die Schüler könnten sich aber in Gruppen mit den verschiedenen Facetten beschäftigen und am Ende in einer Zusammenschau doch einiges von dem Mangel entdecken, der diese Zeit vornehmlich prägte.
Die Materialien sind zum Teil verkleinert abgebildet; an den Rändern abgeschnittene Dokumente sind so gewollt - Sie sollen sich nicht Kopien aus dem Internet ziehen, sondern die Originale im Stadtarchiv ansehen - oder zumindest den Ordner mit dem gesamten Projekt und den Quellen in Kopie.
Vorangestellt sind einige Informationen zu Augsburg und dieser Zeit sowie (da die Akten hierzu wenig hergeben) einige Aspekte über den Kriegsalltag am Gymnasium bei St. Anna.
1. Hintergrundinformationen
a) Der Erste Weltkrieg und Augsburg
Wir vom Jahrgang 1898 konnten es damals kaum erwarten, bis wir im Spätherbst 1916 eingezogen und gemustert wurden. In naiver Ungeduld befürchteten wir, der Krieg könnte ohne unsere Beteiligung zu Ende gehen. Ach, und wie hat er uns dann alle noch eingeholt, hat uns hineingerissen in die Schlachten vor Amiens und Verdun, in Flandern und an der Somme, und vielen, allzu vielen, war die Rückkehr in die Heimat nicht mehr vergönnt. (Adolf Köberle in: Nachrichtenblatt der Societas Annensis 1962)
Die Atmosphäre in Augsburg zu Kriegsbeginn wird in einschlägigen Berichten so beschrieben: Vor den Anschlagtafeln mit den neuesten Nachrichten standen Menschentrauben, in überfüllten Gaststätten waren patriotische Gesänge zu hören, die Militärs veranstalteten Parademusik. Nach der Mobilmachung zogen junge Leute in Scharen zum Bahnhof, zu den Kasernen und zum Denkmal für die Gefallenen des Krieges 1870/71 im Fronhof. Am 2. August rückten die Reservisten ein, die Augsburger bestaunten den Ausmarsch der Bataillone, Kriegsfreiwillige rückten nach.
Augsburger Truppenteile kämpften z.B.:
1914 in Lothringen, an der Somme, vor Arras
1915 auf den Vimy-Höhen, in Galizien bei Gorlice und Tarnow
1916 am Thiaumont-Rücken vor Verdun, bei Malancourt, an der Somme, in Wolhynien, Siebenbürgen und Rumänien
1917 am Chemin des Dames 1918 vor Amiens, am Kemmel, seit Juli bei den Abwehrkämpfen an der Westfront
Schon bevor sich abzeichnete, dass dieser Krieg nicht zu gewinnen war, zeigten sich große Probleme in der Heimat, die sich natürlich auch in Augsburg auswirkten. Der Hurra-Patriotismus wich Hamsterkäufen, Familien wurden zu sozialen Härtefällen, da der Hauptverdiener im Feld stand. Auf dem Land machte sich der Arbeitskräftemangel bemerkbar, Hoferben starben im Krieg. Die städtischen Fabriken mussten die Produktion weitgehend einschränken, wegen Rohstoffmangels (die Engländer hatten eine Seeblockade verhängt; Baumwolle z.B. kam deshalb nicht mehr ins Land) und Kohlemangels. Man suchte fieberhaft nach Ersatzprodukten für Textilien oder Schuhe; Gummi und Stoffe benötigte das Heer. 1916 begann sich diese Mangelwirtschaft gravierend auszuwirken; der Winter 1916/17 ging als der Hungerwinter oder Steckrübenwinter in die Geschichte ein. Die Oberste Heeresleitung (OHL) unter Hindenburg und Ludendorff errichtete eine Militärdiktatur und führte die Bewirtschaftung von Nahrungsmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs ein, die meisten Fabriken wurden stillgelegt. Frauen begannen, die Arbeiten der Männer zu übernehmen (das sogenannte Hindenburgprogramm). Konkret wurden in Augsburg im März 1916 Buttermarken eingeführt, im Mai Fleischmarken, im September verkaufte die Stadt an verschiedenen Plätzen ihre Kartoffelvorräte - verschiedene Stellen deshalb, weil man dadurch hoffte, stundenlanges Schlangestehen vermeiden zu können. Im März 1917 wurde das Semmelbacken verboten, im Mai wurde die tägliche Brotration von 2000 auf 170g herabgesetzt. Da es aber keine Kartoffeln als "Ersatz" für Brot gab, mussten die Rationen wieder erhöht werden. Im Winter 17/18 gab es weniger Fett und Zucker und nur noch 1/8 Liter Milch pro Tag.
Die Augsburger Bilanz: 3577 Gefallene, darunter 321 jünger als 20, 2 waren 16 Jahre alt.
b) Der Krieg und die Schule: Das Gymnasium bei St. Anna
Was wir bei Kriegsausbruch erlebten: Das Erwachen des deutschen Geistes, das Werden des deutschen Staatsgedankes, die Begründung des Deutschen Kaiserreiches; sie zeigt, wie die Jugend an den Gymnasien und den Universitäten an diesem Ringen um die deutsche Einheit und Freiheit ... sich mit Herz und Verstand beteiligte ... . Damit erweiterte sich der Gesichtskreis über die örtliche und zeitliche Begrenzung hinaus, läßt das Erlebnis von 1914 als eine mächtige Welle des durch diese hohe Zeit unserer vaterländischen Geschichte flutenden Stromes deutschen Geistes, deutscher Kraft erkennen. (Sigmund v. Raumer in der Vorrede zu "Von deutschem Geist und deutscher Jugend. Das humanistische Gymnasium bei St. Anna in Augsburg im Weltkriege" (1931)).
V. Raumer, zur Zeit des Krieges Konrektor, beschreibt in diesem im Stil seiner Zeit und getreu der deutschnationalen Tradition gehaltenen Werk, dass man das Erbe der Väter zu wahren habe, gegen den Vernichtungswillen seiner Feinde und gegen den Geist, der das eigene Vaterland erschlägt. Die Verteidigung des einen großen Vaterlandes wurde den Schülern des Jahres 1913 folglich buchstäblich ans Herz gelegt.
Der Kriegsausbruch überraschte die Annenser nach v. Raumers Worten dann doch, da er während des "Erholungsurlaubes" am 1. August 1914 erfolgte.
Wir haben sie gesehen, diese festen, starken Menschen [als wir mit dem Zug heimwärts nach Augsburg fuhren]. Welch ein Leben in Stadt und Land ... Bauern in Trupps zu Fuß und auf Leiterwagen, Bürger, Studenten; überall erregt diskutierende Gruppen; nirgends ein Wort des Kleinmuts, des Zweifel an dem Ausgang des Krieges, aber ein Grundton des tiefen Ernstes, starke Zornesworte über die ruchlosen Friedensstörer, Worte des Schmerzes über die unausbleiblichen Verluste - bei der Jugend der Gedanke: "Hoffentlich kriechen wir nicht noch in letzter Stunde zu Kreuze: das wäre unerträglich!" In Augsburg das gleiche Bild ...
Mobilmachung, Kampfbereitschaft auch in unserem St. Annagymnasium! Wenn wir heute uns vergegenwärtigen, was damals in diesem engen Kreise geschah: welche Fülle köstlichen Erlebens, an die wir mit Dank gegen Gott zurückdenken, der es uns mit Händen greifen ließ, daß er unsere Arbeit an unseren Söhnen und Schülern gesegnet habe - so v. Raumer weiter. Er berichtet dann von Schülern, die, noch bevor sie wußten, wie das Absolutorium (Abitur) für Kriegsfreiwillige zu regeln sei, in sein Zimmer kamen: Wir bitten Herrn Konrektor, bei unseren Eltern, die wegen unserer Zukunft noch Bedenken haben, dafür einzutreten, daß sie uns ins Felde ziehen lassen. V. Raumer weiter: Woher diese reife, feste Entschlossenheit dem Vaterland Treue zu halten bis in den Tod? Er zitiert dazu aus dem Brief eines Annensers, dessen Bruder Karl gefallen war, an seine Mutter (1915): daß die Hauptsache nicht ist wie lange gelebt, sondern wie gelebt und wofür gestorben wird. Karl und ich waren beide durch Anlage, Erziehung und Schule "unrettbar" und unzertrennlich mit unserem Volke und Vaterland verbunden, ein Glücklichsein ohne das des Vaterlandes wäre unmöglich gewesen uns so ist`s bei mir noch.
In den Ferien war für kurze Zeit der Hollbau für eine Kompanie des 3. Landwehr- Infanterieregiments in Beschlag gelegt worden, aber am 15. September konnte die Schule planmäßig beginnen. Am 21. Oktober 1914 verließ der Zug mit den Kriegsfreiwilligen Augsburg. Zum Abschied sangen sie: So lebt denn wohl, wir müssen Abschied nehmen, die Kugel ist ins Flintenrohr gesteckt, und unser allerschönstes junges Leben wird einst im Krieg aufs Schlachtfeld hingestreckt.
Auch Lehrer schlossen sich verschiedenen Truppenteilen an; v. Raumer selbst trat in eine freiwillige Sanitätskolonne ein. Um die ehemaligen Schüler mit Informationen über ihre Kameraden zu versorgen, brachte er die "Annenser Kriegsmitteilungen" heraus, die in Form einer Zeitung verschickt wurden.
Die ersten Verwundetentransporte waren bereits am 20. August durch Augsburg gerollt, ab September 1914 veröffentlichten die Zeitungen die ersten Verlustlisten eines Augsburger Truppenteils. Von den Annensern, die Augsburg am 21.10. verlassen hatten, waren keine 14 Tage später 5 gefallen, 7 verwundet.
Die Bilanz am Ende des Schuljahres 1914/15:
Von den 38 Abiturienten 1913 waren 35 im Krieg - 12 Tote, 10 Verwundete
Von den 30 Abiturienten 1914 dienten 24 - 9 Gefallene, 5 verwundet
Von den 27 Schülern der Oberklasse waren es erst 26 dann alle - 6 Tote, 2 Verwundete Von den 25 Schülern der 8. Klasse waren 11 Kriegsfreiwillige - 3 Gefallene, 2 Verwundete
Aus der 7. Klasse gingen 4, aus der 6. Klasse 3, 4 waren noch nicht einmal 17 Jahre alt
In der Schule selbst brachte der Ausfall von Lehrkräften, die freiwillig in den Krieg gezogen waren, Probleme für den Unterricht. Die Klassen 1-5 machten Wanderungen mit Spielen und militärischen Übungen, die über 16-jährigen nahmen an militärischen Jugendübungen teil. Die großen Siege unserer Heere wurden durch Freigabe des Unterrichts und durch eine Schulfeier mit entsprechenden Reden begangen. Die Notreifeprüfung für die Freiwilligen aus den Klassen 6-9 wurden vom 19.-23.1.1915 abgehalten; das reguläre Abitur am Ende des Schuljahres legten gerade noch 5 Schüler ab. Im Jahresbericht erläuterte Sigmund v. Raumer die militärische Laufbahn jedes Annensers, angereichert mit Zitaten aus deren Feldpostbriefen bzw. mit den Worten der Vorgesetzten über die Tapferkeit des gefallenen Soldaten.
Im Schuljahr 1915/16 sammelten die Schüler 150,50 M für Musikinstrumente für eine Kompanie-Kapelle. Erfolgreicher waren sie bei der Metallsammelaktion: In 2 Jahren kamen über 12.000 M in Gold zusammen. Schüler zeichneten auch Kriegsanleihen: 15.400 M.
Im Schuljahr 1916/17 waren die Klassen des Gymnasiums so zusammengeschrumpft, dass die Klassenzimmer im Holl-Bau von der Volksschule St. Anna belegt wurden. Der vaterländische Hilfsdienst hatte weitere Schüler von den Oberklassen abgezogen. Die 8. und 9. Klasse wurden zusammengelegt, ab Ostern waren die Schüler der 9. Klasse, ab Pfingsten auch die der 8. nicht mehr in der Schule. Eine Schlussfeier fand deshalb nicht statt. Krieganleihen wurden ebenfalls wieder gezeichnet, obwohl Soldaten selbst in Feldpostbriefen ihre Angehörigen gebeten hatten, nichts mehr zu geben, um den Krieg nicht zu verlängern. Man feierte den 70. Geburtstag Feldmarschall Hindenburgs - im kleinen Kreis, wie auch bei allen anderen Feiern, denn Heizmaterial war knapp, und so konnte dafür nur der Musiksaal genützt werden. Am 6. März galt es den Friedensschluss mit Russland zu begehen, am 26. 1. den Geburtstag des Kaisers und am 5.11.1917 einen Sieg in Italien. Als störend für den Unterricht wurde vermerkt, dass Schüler der 8. Klasse drei Mal für je 5 Tage Verladedienste auf dem Güterbahnhof zu leisten hatten und 25 Wehrkraftjungen wurden bei der Kartoffelernte eingesetzt. Eine ganze Reihe von Schülern der oberen Klassen meldete sich freiwillig zum landwirtschaftlichen Hilfsdienst. Sigmund v. Raumer schreibt: Wir stehen am Ende des 4. Kriegsjahres. Ohne Überhebung dürfen wir es mit Dank gegen Gott in bewundernder Anerkennung unseres Heeres ein Siegjahr nennen. Wir haben uns den Frieden im Osten erkämpft, und wenn nicht alle Zeichen trügen, nahen wir uns auch im Westen der Entscheidung.
Und weiter: Vor dem Feind stehen wir nun eigentlich alle: die draußen im Kampfe mit Heeren aus allen Weltteilen, weißen, schwarzen, gelben und roten Wilden, wir daheim im Kampfe um unser wirtschaftlichen Durchhalten. [...] Daß neben dem Elternhaus auch die Schule mitarbeiten durfte unserem Volke den Reichtum deutscher Gemütstiefe, deutscher Kraft, deutschen Glaubens zu erhalten, die es befähigen, in einer Welt von Neidern und Hassern die Stirne zu bieten, ist uns eine freudige Genugtuung.
Die Bilanz des Anna-Gymnasiums: 136 Gefallene ab dem Jahrgang 1885.
Karl Köberlin, der Chronist des Anna-Gymnasiums, bemerkt dazu sarkastisch, dass die Schüler das dulce et decorum est pro patria mori' nicht umsonst gelernt hätten, was die Gedenktafel mit den Namen der Gefallenen beweise.
Das Kriegsende und der politische Neubeginn, der Aufbau der ersten Demokratie in Deutschland mit der Weimarer Republik findet im Jahresbericht 1918/19 schlicht nicht statt.
2. Vorschläge für die Arbeit mit den Quellen des Stadtarchivs
a) Einige Informationen aus hier nicht im Original vorgestellten Dokumenten
Nr. 357 Bestimmungen über die Abgabe von Kriegsgefangenen
Kriegsgefangene (in erster Linie Franzosen, aber auch Russen) wurden zu gemeinnützigen Aufgaben herangezogen, vor allem in der Landwirtschaft und bei Bauarbeiten. Ihre Unterbringung erfolgte durch den Arbeitgeber', die Verpflegung durch die Heeresverwaltung. Ein ziemlich umfangreiches Schriftstück befasst sich mit dem Fund von Anweisungen, wie Sabotageakte durchgeführt werden sollten. Diese fanden sich in einem Kuchen eingebacken. Die Kriegsgefangenen konnten auf einem solchen oder ähnlichen Weg auch Material zur Brandstiftung oder Gift für das Vieh erhalten. Hauptsächlich sollten sie aber die Kartoffelernte zerstören durch die Vermischung von kranken mit gesunden Kartoffeln.
Aus Akt 354 geht hervor, dass von der Bevölkerung im Rahmen der Liebesgaben' auch Fahrräder für die Bewachung der Gefangenen gespendet bzw. ausgeliehen wurden.
Nr. 368 Presse während des Krieges
Dieser Akt enthält lange Listen von Titeln der Propagandapostkarten und Warnungen vor feindlichen Flugblättern.
Nr. 120 Herstellung von Streckwurst
Vornehmlich Rüstungsbetriebe sollten Fleischprodukte erhalten, die aus minderwertigem Fleisch und Streckmitteln wie Graupen, Kartoffeln, Kraut und Fisch bestanden. Hackfleisch, Leberkäse und Streichwurst eigneten sich dafür besonders. Mit der Herstellung wurden einzelne Metzgerbetriebe betraut, die wiederum über den Mangel an Salz klagten, da dieses weitgehend in der "kriegswichtigen Waschmittelindustrie" benötigt werde.
Nr. 199 Sammlung von Obstkernen
Für die Ölherstellung wurden neben Kastanien (Akt 201) Obstkerne gesammelt. Pro Kilo Steinobstkerne (Kirschen, Pflaumen, Zwetschgen, Mirabellen, Reineclauden) wurden 10 Pfennig bezahlt, für Kürbiskerne 15 Pfennig und für Apfelsinen- und Zitronenkerne 35 Pfennig.
Nr. 130 Kaninchenfleisch
Hier wird erwähnt, dass Münchner auf dem Augsburger Kaninchenmarkt Tiere aufkauften und schlachten ließen - Fleisch, das damit der einheimischen Bevölkerung nicht mehr zur Verfügung stand.
Diesen Akten ist gemeinsam, dass sie sehr speziell sind und Sachinformationen nur sehr mühsam erschlossen werden können, obwohl gerade die drei letztgenannten die Quellen zur Nahrungsmittelversorgung ergänzen können.
b) Vorschläge für den Umgang mit hier vorgestellten Materialien
Aspekt 1: Der Einsatz der Schüler